SPUN- Schülerplanspiel United Nation

Simulation der Vereinten Nationen – Oberstufenschüler traten für Interessen der arabischen Republik Ägypten ein.

Das Schülerplanspiel United Nations, ist die älteste, deutschsprachige Simulation der Vereinten Nationen und wird auch unter anderem von der Bundeszentrale für politische Bildung anerkannt und unterstützt. Dieses Planspiel, welches die Haupt- und Fachorgane der Vereinten Nationen während der Sitzungswoche in Bonn simuliert, wird von Schülern für Schüler organisiert. Wir haben uns dieses Jahr als Delegation der arabischen Republik Ägypten beworben und vertraten dann während der Sitzungswoche die Interessen und Ziele unserer Nation. Wir waren im historischen Sicherheitsrat, dem Wirtschafts- und Sozialrat, der Frauenrechtskommission und dem Sicherheitsrat vertreten. Dort haben wir uns mit ca. 150 weiteren Schülern aus der ganzen Welt, welche ebenfalls Teil einer Delegation waren, über die verschiedenen Themen ausgetauscht und debattiert, zusammen Resolutionen entworfen und in der Freizeit auch viele Programmmöglichkeiten gehabt. Hier ist eine Zusammenfassung, was in welchem Gremium besprochen wurde:

Sicherheitsrat

Diplomat: Lasse Z.

Der Sicherheitsrat, welcher das Kerngremium der Vereinten Nationen bildet, besteht aus 15 Mitgliedern. Davon sind fünf ständige Mitglieder, die sogenannten Vetomächte, vertreten (USA, Russland, Großbritannien, China und Frankreich) und 10 nicht-ständige Mitglieder, welche alle zwei Jahre wechseln und kein Vetorecht besitzen. Während der Sitzungswoche bei SPUN waren im Sicherheitsrat 12 Mitglieder vertreten, darunter die fünf Vetomächte. Die zentrale Debatte beschäftigte sich mit der Frage zur Lösung des Irakkonfliktes, bei welchem es galt, eine langfristige und vor allem für die Menschen und das Land annehmbare Lösung zu finden. Dies erwies sich an vielen Punkten als diplomatisch sehr herausfordernd, da in diesem Konflikt ganz besonders viele Interessen und Hintergründe zu beachten sind. Die durch die USA eingebrachte Resolution erleichterte die Debatte und sicherte eine gute Grundlage für die diplomatische Verhandlung. Der Sicherheitsrat beschäftigte sich drei volle Sitzungstage mit dem Ausarbeiten und Formulieren der Resolution, um den Irakkonflikt zu beenden oder zumindest zu beschwichtigen. Wobei die eigentliche Arbeit in den Sitzungspausen vor und nach der Sitzung begann, da es dort galt, die anderen Nationen zu überzeugen und sich Verbündete für sein Anliegen zu suchen. Am Ende jedoch wurde die fünfseitige Resolution mit 21 operativen Absätzen zum Irakkonflikt einstimmig angenommen. Dies war jedoch bis zum Ende nicht klar, da Russland bis dahin nicht eindeutig zugestimmt hatte. Somit hätte der Delegierte Russlands die Resolution mit seiner Vetostimme, also einem: Nein, ablehnen können.

 

Ein weiterer Höhepunkt während der Sitzungswoche war die Krisensitzung. Dies war nicht angekündigt und alle Mitglieder des Sicherheitsrates wurden gegen drei Uhr Nachts in den Krisenraum des Sicherheitsrates gerufen. Dort wurde das fiktive Szenario der Ermordung von Hassan Rohani und 280 Zivilisten in der Stadt Kerbela vorgelegt. Es gab zusätzlich zu beachten, dass die islamische Republik Iran, als schiitisches Land, das Königreich Saudi- Arabien dafür verantwortlich machte und mit militärischen Interventionen drohte; sowohl gegen das Königreich Saudi-Arabien als auch gegen den Irak. Alle drei Länder bereiteten sich also auf solche angekündigten Interventionen vor. Somit lag es am Sicherheitsrat diese komplexe Situation zu erfassen und die beteiligten Parteien zunächst zu beschwichtigen. Es wurden die Vertreter des Iraks und Saudi-Arabiens hinzugezogen, um diesen sich zuspitzenden Konflikt nicht eskalieren zu lassen. Dafür wurde eine Resolution verfasst, welche sich auf zwei Seiten erstreckte und es den Vereinten Nationen gestatten sollte Friedenstruppen zu entsenden bzw. vor Ort schon vorhandene Truppen unter ein UN-Mandat zu stellen. Außerdem sollte der Anschlag durch eine unabhängige Untersuchung der Vereinten Nationen untersucht werden dürfen. Als nach fünf Stunden gegen morgens um acht Uhr die Endabstimmung durchgeführt wurde, hat Russland durch ein überraschendes Nein die Resolution abgelehnt, was dazu führte, dass die gesamte Resolution scheiterte. Was dies in der Wirklichkeit bedeutet und was das Veto für Folgen gehabt hätte, lässt sich nur sehr dunkel und für uns Schüler schwer erfassen. Dennoch war absehbar, dass die Auswirkungen katastrophal gewesen wären.

 

Frauenrechtskommission

Diplomat: Florian S.

Die Frauenrechtskommission (FR) beschäftigt sich mit den Herausforderungen, die sich für Frauen in der modernen Welt, sowohl im Westen als auch im Osten, stellen. Die Hauptproblemfelder, die es zu behandeln gab, waren: HIV, Gewalt gegen Frauen, FGM (female genital mutilation, z.D. weibliche Genitalverstümmelung) und Frauen in Führungspositionen. In dieser Kommission haben sich ziemlich schnell zwei diplomatische Fronten herauskristallisiert. Zum einen eine konservative, bestehend aus Ägypten, Irak, Russland, Äthiopien, Südafrika und den USA und zum anderen eine eher liberale Front bestehend aus Norwegen, Dänemark, Venezuela und dem Vereinigten Königreich. Bis auf einen sehr kontroversen Antrag der Delegation Russlands, der darauf abzielte, Homosexualität einzudämmen um HIV zu bekämpfen, und die Forderung der Delegation Iraks, Kinderehen zu erlauben, lief die Sitzungswoche fachlich orientiert und produktiv ab. Das am weitläufigsten diskutierte Thema war die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, wobei der größte beschlossene Antrag weitläufige Hilfe für Frauen, die an Gewalt leiden, z.B. durch das Einrichten von Frauenhäusern, und eine massive Aufklärungskampagne forderte. Durch die große Anzahl an konservativen Mitgliedern des Rates wurde jedoch in einigen Themen auch eine Politik der Erhaltung durchgesetzt. So wurde u.a. eine Frauenquote von der Kommission kategorisch abgelehnt. Alles in allem wurde eine breite Palette an Problemen diskutiert, bei denen durch die Vielzahl und Verschiedenheit der teilnehmenden Länder auch eine Vielzahl verschiedener Lösungsansätze eingebracht wurde.

 

Wirtschafts- und Sozialrat

Diplomat: Gerrit S.

Im Wirtschafts- und Sozialrat (WS) wurden dieses Jahr die Themen Korruption und subnationale   Autonomiebestrebungen   behandelt. In   der   Freizeit wurden unter anderem Resolutionen verfasst,   die   dann   während   der   Sitzungen   besprochen wurden. Zum Thema Korruption bekam die Resolution von Großbritannien, welche 21 operative Absätze umfasste, genug Unterschriften, um behandelt zu werden.

Während der Debatte zur Resolution von Großbritannien kam es immer wieder zu argumentativen Auseinandersetzungen zwischen hauptsächlich den Vetomächten Russland und Großbritannien, da beide Seiten sich auf diplomatischem Weg die Unterstützung und damit die Stimmen der anderen Nationen sichern wollten, um ihre Vorstellungen durchzusetzen. Häufig wurde um die kleinste Formulierung gefeilscht, um sich doch noch einen kleinen Vorteil zu verschaffen.

Das zweite Thema im WS, die subnationalen Autonomiebestrebungen, hat die Diskussionen angeheizt. Die Länder, welche eine subnationale Autonomiebestrebung haben, versuchten permanent kleine Schlupflöcher in die Resolution zu schlagen, durch die bspw. das Militär mehr Handlungsfreiraum bekommt. Dies gelang auch teils durch komplizierte und zunächst harmlos erscheinende Formulierung. So war es in der Endfassung möglich, Militär als Notlösung zu verwenden, um die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten.

 

Historischer Sicherheitsrat

Diplomat: Dominik L.

Der historische Sicherheitsrat, welcher nur ein Gremium bei SPUN und nicht bei der UN ist, hat sich mit dem Koreakrieg auseinandergesetzt. Hierzu wurden die Sitzungen des damaligen Sicherheitsrates nachgestellt, wobei die Delegierten in ihren diplomatischen Entscheidungen – wie auch in den anderen Gremien bei SPUN – frei sind, somit fand keine Nachstellung statt.

Als Delegierter Ägyptens habe ich mich aufgrund der damaligen politischen Verhältnisse überwiegend Großbritannien angeschlossen, wobei ich mich mit einer militärischen Bereitschaft von Großbritannien ein wenig abspalten konnte, was mir allerdings auch nicht wesentlich mehr Freiheit ermöglicht hat.

Hierbei war es im Prinzip eine Auseinandersetzung zwischen Nordkorea und der UdSSR gegen fast alle anderen beteiligten Ländern. Dabei wurde von den westlichen Ländern zunächst auf eine Lösung abgezielt, welche den Rückzug der nordkoreanischen Truppen aus Südkorea mit einbezieht, wonach man des Weiteren auf eine Wiedervereinigung Nord- und Südkoreas hinarbeiten könnte. Die hauptsächliche Problematik hierbei war es, die Vetomacht UdSSR zufriedenzustellen beziehungsweise einen Kompromiss mit ihr zu finden. Diese Problematik zeigte den meisten Delegierten bereits früh, dass eine Wiedervereinigung Koreas nahezu unmöglich sei, da sich die UdSSR mit ihren Absichten und Zielen mit den anderen Nationen in dem Gremium nur schwer einigen konnte.

Nach einigen Resolutionen war es also unmöglich auf einen Konsens zu kommen, bei dem Südkorea zumindest seine Größe, welche es vor dem 25. Juni besaß, zurück erlangen konnte. Da sich die UdSSR nicht mehr zu der von 1950 festgelegten Grenze, welche am 38. Breitengrad verlief, bekannte, führte unter anderem dies  zu einem konstruktiven Ergebnis im Historischen Sicherheitsrat.

 

Fazit

Das Schülerplanspiel United Nations hat uns, als Schüler und Teilnehmer, die Vielfältigkeit und die Komplexität internationaler Politik und die damit verbundenen internationalen Konflikte und Herausforderungen nähergebracht. Durch den Austausch in Debatten und durch die Gespräche in den Lobbying-Pausen haben wir einen kleinen Eindruck von der Welt der Diplomatie gewinnen können. Die Aufgaben, Resolutionen und langen Sitzungsstunden, haben gezeigt, dass die UN und die internationale Zusammenarbeit oft nur sehr langsam und mühselig vorankommt. Viele Interessen, Ansichten und Kulturen gilt es bei der Lösungsfindung zu berücksichtigen. Viele Meinungen anzuhören heißt leider nicht immer, dass diese auch von allen verstanden werden; und was es dann besonders schwierig macht, wenn diese nicht akzeptiert werden.

Was wir jedoch auch gelernt haben, so schwierig die Zusammenarbeit auch ist, so aufwendig und so komplex der Zusammenhalt der Mitglieder einer Debatte ist: letztendlich haben alle Beteiligten einen Gewinn des Austausches. Herausforderungen und Konflikte können angesprochen und Lösungen, wenn auch leider nicht immer, gefunden werden. Der SPUN-Generalsekretär sagte in seiner Eröffnungsrede: „Das Scheitern von Resolutionen ist gleichzusetzten mit dem Scheitern von Diplomatie“. Die Vereinten Nationen haben nicht viele Möglichkeiten direkt einzugreifen, jedoch bieten Sie den Raum für Austausch. 193 Nationen sind in den Vereinten Nationen vertreten; von den USA und Russland bis zu Fidschi und Katar. Sie alle haben die Möglichkeit gehört zu werden. Bei SPUN waren 63 Nationen vertreten. Dies war im Vergleich zu den VN nur ein Bruchteil, jedoch wurde klar, welche Vorteile eine solche Zusammenkunft doch bietet. An manchen Themen gibt es nach wie vor Punkte, die es gilt auszubessern, auch das konnten wir feststellen. Nichts desto trotz, die Vereinten Nationen bieten einen Tisch, an welchem fast alle Staaten der Welt gemeinsam Herausforderungen unserer Zeit thematisieren können und so, sei es auch nur manchmal, Lösungsansätze entwickeln können. Jedoch kam die Freizeit und die gemeinsamen Aktionen nicht zu kurz, denn bspw. der Diplomatenball oder die gemeinsamen Nachmittage und Abende auf dem Innenhof der Jugendherberge haben für eine entspannte und abwechslungsreiche Atmosphäre gesorgt. Die Nationsnight hat durch die große Vielfalt des Buffets, zu welchem jede Delegation etwas landestypisches beitrug, ebenfalls einen ganz anderen Blick auf die Kulturen der anderen Länder eröffnet. Außerdem hat es gezeigt, dass die arabische Republik Ägypten wohl eine der besten Küchen hat, da unsere Delegation mit Datteln und Marzipan den dritten Platz belegten. Außerdem haben der Tanzkurs, der Filmeabend und viele weitere Möglichkeiten ein rundes SPUN-Bild ergeben.

Für diese große Erfahrung und Bereicherung möchten wir uns ganz herzlich bedanken; nicht nur bei den Veranstaltern von SPUN e.V. sondern auch bei der Schulleitung und dem Schulverein der Stadtteilschule Niendorf und auch ganz herzlich beim „Jugendforum Niendorf“, welche zu dritt die Kosten übernommen haben und ohne deren Unterstützung unsere Teilnahme nicht möglich gewesen wäre!